20 Jahre Universitätslehrgang Informations- u. Medienrecht

20.09.2019

Was als StartUp rund um die führenden Fachverlage MANZ, ORAC, der RDB und der juridischen Fakultät der Universität Wien begann, ist nach 20 Jahren eine Erfolgsgeschichte der postgradualen Weiterbildung in Österreich. Der Universitätslehrgang „Informations- und Medienrecht“ lud daher anlässlich seines Jubiläums zu einer Festveranstaltung und zur inhaltlich „gleichen“ Podiumsdiskussion wie vor 20 Jahren: „Chaos Control: Das Internet als dunkle Seite des Rechts“ und zeigte so, dass die digitalen Herausforderungen immer noch allgegenwärtig sind.

Am Nachmittag des 20. September fanden sich im Dachgeschoß der Rechtswissenschaftlichen Fakultät Studierende, Absolventinnen und Absolventen sowie Lehrende und Freunde des Universitätslehrgangs ein, um das Jubiläum zu feiern.

Lehrgangsleiter Nikolaus Forgó begrüßte die Absolventinnen und Absolventen und lud zu einem „Jahrgangstreffen“ mit Kaffee und Kuchen. Im Rahmen der Eröffnungsfeier gratulierte Vizerektorin Christa Schnabl dem Lehrgang, den bislang mehr als 300 Juristinnen und Juristen erfolgreich absolviert haben. Dekan Paul Oberhammer betonte, dass es ihm jedes Mal eine Freude sei, auf die Frage – was denn die Fakultät jetzt als Beitrag zur Digitalisierung leiste – hinzuweisen, dass man schon seit 20 Jahren einen entsprechenden Universitätslehrgang anbieten kann.

Anschließend ergriff Kristin Hanusch-Linser als damalige Geschäftsführerin der Rechtsdatenbank RDB und Mitbegründerin des Universitätslehrgangs das Wort. Sie betonte, dass Österreich damals in den 1990er Jahren das Pionierland der Informatisierung des Rechts war. Sie wies auf das damalige Problem der juristischen Verlage hin, schlichtweg keine ausgebildeten Mitarbeiter für die Lösung von Fragen des „Internetrechts“ gehabt zu haben. Da „Einkaufen“ nicht möglich war, hieß die Devise „Ausbildung“.  Daraus ist die Zusammenarbeit mit dem Universitätslehrer Nikolaus Forgò und den renommiertesten Rechtsverlagen des Landes entstanden. Thomas Höhne, ebenso Mitbegründer, betonte in seiner Rede, dass Juristinnen und Juristen nicht nur den Buchstaben des Gesetzes im Auge behalten müssen, sondern auch immer etwas über den Tellerrand blicken sollen und auch kritische Geister sein dürfen. Als Präsident der wissenschaftlichen Interessensgemeinschaft IT-LAW.AT gratulierte Florian Schurer, eine Videobotschaft schickte der langjährige Lehrende und nunmehrige Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung im Land Schleswig-Holstein, Jan Philipp Albrecht.
Daran anschließend wurde ein im Jahr 2000 gehaltenes Symposiums mit dem Titel „Chaos Control: Das Internet als dunkle Seite des Rechts“ neu abgehalten. Kristin Hanusch-Linser (Hanusch-Linser Management), Dietmar Jahnel (Universität Salzburg), Dieter Kronegger (Kronegger Consulting), Guido Kucsko (Schoenherr Rechtsanwälte), Florian Philapitsch (Amt der Burgenländischen Landesregierung), Markus Popolari (BMI) und Martin Zucker (BMVRDJ) gaben einen kurzen Einblick in ihre damaligen Fragestellungen und Hypothesen. Diese wurden von Cornelia Kutterer (Microsoft Brüssel) kritisch reflektiert.

Dass die damals besprochenen Themen nichts an Aktualität eingebüßt haben, zeigten die Statements der Vortragenden. Sprach man damals noch vom Infohighway, vom gläsernen Menschen und vom Cyberspace, ist nun von Big Data, Blockchain und der Cloud die Rede. Die darin liegenden Probleme sind freilich, trotz veränderter Terminologie und Technologie, oft die gleichen geblieben – und auch die Antworten sind kaum andere als damals. Aus Festgabe zur 20 Jahrfeier konnte der 2001 erschienene Band „Chaos Control. Das Internet als dunkle Seite des Rechts“ in einem Nachdruck präsentiert werden.

Im Anschluss an die Tagung bestand die Möglichkeit des geselligen Beisammenseins und des Vernetzens der einzelnen Jahrgänge. Nach dem gelungenen Abend steht nun schon wieder das Tagesgeschäft, die Organisation des Jahrgangs 2019/20 am Programm, der mit 31 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu den erfolgreichsten in der Geschichte des Lehrgangs zählt. Die Voraussetzungen für weitere Jubiläumsfeierlichkeiten stehen also gut, denn im IT-Recht ausgebildete Juristinnen und Juristen sind mehr als gefragt. Um es mit dem Worten von Kristin Hanusch-Linser zu sagen: „Und wir brauchen dieses Ecosystem der besten Köpfe heute dringender denn je. Denn eines ist ganz sicher, wenn sich vor 20 Jahren die Rechtsanwälte davor fürchteten, dass ihnen der Computer die Arbeit wegnehmen würde, so müssen wir uns heute davor fürchten, dass Hacker Wahlen manipulieren, um Populisten an die Macht zu bringen. Dass uns Künstliche Intelligenzen videomanipulierte Fake-News verbreiten. Dass seelenlose Algorithmen darüber bestimmen was wir kaufen und vor allem denken sollen. Dass prädiktive Systeme, die besser wissen als wir, was wir in Zukunft tun werden, unser Verhalten entsprechend den Launen eines Computersystems aussteuern. Wollen wir, dass das alles unkontrolliert passiert? Ist das die Welt, in der wir leben wollen?“