Emer. O. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Raschauer

03.09.2019

Die Rechtswissenschaftliche Fakultät trauert um ihren emeritierten Professor für Verfassungs- und Verwaltungsrecht o. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Raschauer, der am 2. September 2019 im 72. Lebensjahr plötzlich und überraschend verstorben ist.

Bernhard Raschauer studierte an der Universität Wien Rechtswissenschaften und absolvierte eine Ausbildung zum Akademischen Übersetzer für Englisch. Nach seiner Promotion zum Dr. iur. war er von

1971 bis 1974 als wissenschaftlicher Referent am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg tätig. 1978 habilitierte er sich in den Fächern Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht und ausländisches öffentliches Recht. 1982 wurde er zum außerordentlichen, 1989 zum ordentlichen Universitätsprofessor und zum Leiter der Abteilung Öffentliches Wirtschaftsrecht an der Universität Wien ernannt.

Bernhard Raschauers Forschungsschwerpunkte waren stets breit gestreut.

Er war ein Pionier im Umweltrecht, veröffentlichte 1986 das erste Handbuch zu diesem Rechtsgebiet und war über viele Jahre Mitherausgeber der Zeitschrift Recht der Umwelt. Sein Lehrbuch zum Allgemeinen Verwaltungsrecht ist bis heute das Standardwerk in Österreich. Er veröffentlichte zudem eine Vielzahl an Publikationen zum Wirtschafts-, Energie-, Finanzmarkt- und Bankenrecht.

In seiner Forschung verband Bernhard Raschauer rechtsdogmatische Tiefe mit einer hohen Praxisorientierung. Sein Blick war immer auch auf die Vollzugswirklichkeit der Behörden gerichtet. Infolgedessen wurde Bernhard Raschauer zu einem über Parteigrenzen hinweg gefragten Experten und Berater für die öffentliche Verwaltung und Politik. Er übernahm daher neben seiner Tätigkeit an der Universität Wien zahlreiche öffentliche Funktionen. Unter anderem war er Umweltanwalt des Landes Niederösterreich (1985 bis 1991), Mitglied des Unabhängigen Umweltsenats beim Umweltministerium (1999 bis 2014), Vorsitzender der Aufgabenreformkommission der Bundesregierung (2000 bis 2001) sowie Mitglied des Österreich-Konvents (2003 bis 2005).

Trotz dieses breitgefächerten Engagements galt seine Liebe immer auch der universitären Lehre. Studierende zu interessieren, zu fordern und zu fördern war für ihn stets Motor und Freude zugleich. Er war ein begeisterter Universitätslehrer, der den wissenschaftlichen Diskurs mit seinen Studierenden und Mitarbeitern liebte. Bernhard Raschauer ermutigte stets zum Widerspruch und hatte Freude an der argumentativen Auseinandersetzung. Er war das, was man einen Citoyen nennt. Ein politischer Mensch, der nicht nur das individuelle, sondern immer auch das gemeinschaftliche Interesse im Auge hatte.

Nach seiner Emeritierung im Jahr 2016 war Bernhard Raschauer bis zuletzt in einer renommierten Wiener Wirtschaftkanzlei als Berater tätig.

Wir verlieren mit Bernhard Raschauer nicht nur einen der profiliertesten Rechtswissenschafter Österreichs. Wir trauern ebenso um einen wunderbaren Menschen und Kollegen. Bernhard Raschauer wird aufgrund seiner liebenswürdigen, stets heiteren und bescheidenen Art nicht nur uns, sondern einer ganzen Generation an Juristinnen und Juristen in liebevoller Erinnerung bleiben.

Unsere Gedanken gelten seiner geliebten Frau Kitty und der Familie.

Daniel Ennöckl, Eva Schulev-Steindl